„Übergänge sind zeitlich begrenzte Lebensabschnitte, in denen markante Veränderungen geschehen, und Phasen beschleunigten Lernens.“
(BayBEP 2013 S. 85)
Für viele Kinder bedeutet der Besuch des Kindergartens, dass sie sich regelmäßig für einige Stunden von ihren Eltern trennen und eigene Wege in einer neuen Umgebung gehen. Die Natur als Betreuungsraum wahrzunehmen birgt für Eltern und Kinder Unsicherheiten. Wir geben den Eltern und den Kindern die Zeit, die sie brauchen, um im Wald anzukommen. Wir begleiten diesen Prozess und gestalten ihn so, dass er sich nach den Bedürfnissen des Kindes richtet.
Nach der Anmeldung findet mit den Eltern ein Willkommensgespräch statt. Hier können bereits Fragen und Unsicherheiten geklärt und erläutert werden. Auch werden hier die individuellen Termine für die Eingewöhnung festgelegt, damit sich die Eltern Zeit nehmen können.
In einem weiteren Schritt werden die neuen Waldkinder zu Hospitationstagen eingeladen. Diese finden im Juni/Juli statt. So lernen die Kinder und die Eltern das Team, den Waldplatz, sowie die anderen Kinder kennen und haben Zeit Fragen zu stellen. Die Kinder werden dabei von einer Bezugsperson begleitet. So kann zwischen der/m Pädagog*in und der Bezugsperson des Kindes ein Vertrauensverhältnis aufgebaut werden, dass dem Kind hilft sich in der neuen Umgebung besser einzugewöhnen. Des Weiteren bekommen die neuen Waldkinder vor ihrem Start einen Brief, der sie persönlich im Wald willkommen heißt.
Die Kinder starten Anfang September zu ihren individuellen Terminen. In dieser Zeit haben wir volle personelle Besetzung, um den Kindern ein gutes Ankommen zu erleichtern. Die Kinder werden von einem Elternteil bzw. einer ihnen vertrauten Person begleitet, die sich mindestens eine Woche Zeit nehmen muss. Die Eingewöhnung gilt als abgeschlossen, wenn sich das Kind von der /m Bezugserzieher*in trösten lässt. In der Eingewöhnungszeit bleiben wir an unserem Container, um nicht nur eine personelle Konstanz zu bieten, sondern auch eine räumliche, die es den Kindern einfacher macht anzukommen. Selbstverständlich dürfen die Kinder Übergangsobjekte (Kuscheltier, Schmusetuch, etc.) dabei haben, die eine Ablösung von der vertrauten Person erleichtert. Die Eltern bekommen von uns ein Eingewöhnungstagebuch, in dem sie für sie relevante Themen notieren können. Auch wir dokumentieren die Eingewöhnung, um eine Grundlage für die Nachbereitung zu haben.
Wenn die Eingewöhnung abgeschlossen ist und das Kind gut im Wald angekommen ist, findet ein Nachbereitungsgespräch (ca. 8 Wochen nach Eingewöhnungsende) mit den Eltern statt. Die Grundlage hierfür sind unsere Beobachtungen und das Eingewöhnungstagebuch der Eltern. Der Kindergartenstart wird reflektiert und für alle noch einmal in Erinnerung gerufen.
Im Mittelpunkt von Bildung im vorschulischen Alter steht nicht der Wissenserwerb, sondern der Erwerb von Kompetenzen. Unser Ziel ist es, die Kinder zu eigenständigem Denken und Problemlösen anzuregen und nicht sie zu beschäftigen. Lernen in Sinnzusammenhängen, aus erster Hand, durch eigenes Erfahren und Entdecken sind Voraussetzung für eine positive Entwicklung.
Sinnliche Wahrnehmung, Bewegung, Spiel und Kommunikation bleiben die Grundlagen elementarer Bildungsprozesse. Das Freispiel nimmt in der Naturraumpädagogik einen hohen Stellenwert ein. Das Verhältnis von Freispiel und initiierten Lernaktivitäten muss ausgeglichen sein, wobei das Spiel oftmals der Auslöser zu den Lernaktivitäten ist. Kinder müssen ihren Entdeckergeist, ihr forschendes und experimentelles Lernverhalten beibehalten. Nur so entwickeln sie Kompetenzen, die sie für alles weitere Lernen benötigen.
Der Waldkindergarten bietet günstige Bedingungen, um schulnahe Kompetenzen bei den Kinder zu stärken. Schulnahe Kompetenzen umfassen die Bereiche Sprache und Literacy sowie Mathematik. Die dazugehörigen Fähigkeiten werden im Wald ganzheitlich und vernetzt entwickelt und erworben – ohne Trainingseinheiten, sondern auf spielerische und sinnliche Art und Weise.