Der Naturraum Wald bietet den Kindern eine Vielzahl an sinnlichen Erfahrungen.
Sie hören den Regen, der auf das Blätterdach trommelt, sie riechen die nasse Erde und formen aus ihr mit den Händen Matschklöße.

Die Natur hat einen sehr hohen Aufforderungscharakter. Er bietet den Kinder Raum für wertvolle Erfahrungen mit den Elementen. Zum Beispiel werden Aggregatzustände von Wasser direkt erlebt: an einem Tag war es noch eine Matschrutsche, am nächsten Tag ist daraus eine vereiste Schlittenpiste.

Die Kinder erleben ihre Umgebung als wichtigen Lebensraum für Tiere und Pflanzen, der schützenswert ist.
Der jahreszeitliche Wandel ist fest mit dem Alltag im Wald verknüpft. Die Kinder erleben hautnah das Wachsen der ersten Pflanzen im Frühling, genauso wie das Zurückziehen der Natur im Winter. Diese Verwandlungen der Umgebung bieten den Kindern immer wieder neue Herausforderungen, auf die sie sich einstellen müssen. Dadurch finden sie immer wieder neue Spielmöglichkeiten vor.

Freispiel

Ein wichtiger Aspekt in der Naturraumpädagogik nimmt das Freispiel ein. Dem Kind wird größtmöglicher Raum zur Eigeninitiative gegeben und es wird ihm viel zugetraut.

Freispiel bedeutet:

  • Sich gegenseitig ein Weltbild entwerfen (Ko – konstruktiv) und sich selbst eine Rolle darin geben (Selbstbild)
  • Verarbeitung von Erlebten im Rollenspiel
  • Ein selbstgewählter Spielort (zurückgezogen oder mitten im Geschehen)
  • Eigenständiges Lernen und Begreifen
  • Kreatives Spiel mit Naturmaterialien
  • Selbstorganisiertes soziales Miteinander (mit selbstgewählten Regeln)
  • Selbstmotivierte Aktivität, frei von Ziel – und Zwecksetzungen, die von Erwachsenen kommen

Ziele der Naturraumpädagogik

Personale Kompetenzen

Die Kinder können sich selbst, die Gruppe und ihre Umwelt mit allen Sinnen im Wald erfahren. Die natürlichen Sinneseindrücke regen die Kinder zum Forschen, Erleben und Entdecken an. Die Natur verändert sich mit den Jahreszeiten und dem Wetter. Dadurch bietet der Wald immer neue Reize. Sie haben die Möglichkeit ganzheitliche Erfahrungen zu sammeln. Die Kinder lernen ihren Körper und ihre Bedürfnisse wahrzunehmen und zu achten. Weiterhin lernen sie ihre Fähigkeiten und Grenzen einzuschätzen. Die Kinder lernen, was sie tun müssen, wenn ihnen kalt ist. Durch Lösungsstrategien bleibt das Kind handlungsfähig. Das Selbstvertrauen der Kinder wird dadurch gestärkt, dass es lernt lebenspraktische Tätigkeiten selbstständig zu erledigen.

Soziale Kompetenzen

Kinder sind soziale Wesen und gehen von sich aus aufeinander zu. Im Miteinander entwickeln sie Kompetenzen für das Leben in der Gemeinschaft. Die Erfahrungen in der Gruppe lassen die Kinder Empathie, Wertschätzung und Offenheit erlernen. Das Vorleben und die Unterstützung der Fachkräfte tragen dazu bei. Einander zuhören können, andere ausreden lassen, sich in andere hineinversetzen können und gegenseitiger Respekt führen zu einer gelungenen Kommunikationsfähigkeit. In Konflikten können die Kinder das Gelernte vertiefen, denn in einer guten Streitkultur finden beide Seiten Gehör. Die Kinder werden unterstützt, eigene Lösungen für Probleme zu finden.

Die Gegebenheiten des Waldes fördern den Gruppenzusammenhalt – ganz nach dem Motto: Gemeinsam sind wir stark!

Bildungsangebote im Naturraum

Bildungsangebot

„ Bildungsprozesse, die von Kindern und Erwachsenen partnerschaftlich und gemeinsam gestaltet werden, steigern den Lerngewinn der Kinder auf beeindruckende Weise. Kinder bringen Ideenreichtum und Perspektivenvielfalt mit ein, wenn sie bei Planungs – und Entscheidungprozessen unterstützt werden. Lernangebote, die den Interessen und Bedürfnissen der Kinder entsprechen, sind wirkungsvoll und nachhaltig, denn als Co- Produzenten sind die Kinder ernsthaft bei der Sache.“

(BayBEP2012, s. 130)

Davon ausgehend werden Kinder im Waldkindergarten an allen Aufgaben, die sich im Zusammenleben der Gruppe ergeben, beteiligt. Wir achten darauf, ob die anfallenden Arbeiten (Zubereitung von Speisen, Mitbringen von Zutaten oder Materialien, etc…) in der Einrichtung mit Unterstützung in das Bildungsgeschehen integriert werden können. Den Kindern vermitteln wir dadurch das Gefühl, dass sie ernst genommen werden und sie ein wichtiger Teil der Gruppe sind.

Wir unterscheiden drei Kategorien von Bildungsangeboten:

  1. Freie Bildungsangebote
  2. Zielorientierte Bildungsangebote
  3. Ganzheitliche Bildungsangebote / Projekte

Dabei verstehen wir den Begriff „ Angebot“ wörtlich: die Kinder müssen bereit sein, mitzumachen. Dies ist abhängig vom persönlichen Entwicklungsstand, der individuellen Situation und von situativen Gegebenheiten der Kinder. Uns Pädagog*innen ist bewusst, dass unsere zentrale Aufgabe darin besteht, die Kinder am Bildungs – und Erziehungsgeschehen zu beteiligen.

Werte- und Umweltbildung

„Wir sind Gast im Wald“

Durch den täglichen Aufenthalt im Wald entwickeln die Kinder sowohl eine positive als auch eine tiefe Verbundenheit zur Natur.

Die Kinder erleben die Vielfalt der Schöpfung. Dadurch entsteht einerseits eine Wechselwirkung zwischen Gefühlen wie Geborgenheit, Vertrauen oder Trost und andererseits Wertschätzung gegenüber der Natur und das Leben. Daraus lernen die Kinder Verantwortung für sich, ihr Handeln und dessen Folgen zu übernehmen.

Unsere Waldkinder meistern jeden Tag neue Herausforderungen und finden für Probleme kreative Lösungen. Sie verkraften Misserfolge und lernen im Spiel mit den anderen ihre Stärken und Schwächen kennen. Die Kinder setzen sich intensiv mit sich selbst auseinander und können so ein positives Selbstbild entwickeln. Erst wenn ich mich selbst achte, kann ich auch andere mit ihren Stärken und Schwächen akzeptieren.

Naturbezogenheit und Nachhaltigkeit

„Kinder müssen ein
Umweltbewusstsein entwickeln und sollten die Erfahrung machen, dass es sich lohnt und
Spaß machen kann, Umweltschutz zu betreiben.“

Der Aufenthalt im Wald fördert eine enge Beziehung zur Natur. Die Kinder machen ihre eigenen direkten Erfahrungen im Naturraum. Durch die täglichen Streifzüge durch den Wald lernen die Kinder mit all ihren Sinnen ganz selbstverständlich Pflanzen und Tiere kennen. Dieses Wissen vertiefen wir, indem wir zum Beispiel ein Herbarium anlegen oder mit den Kräutern kochen. Die Kinder identifizieren sich mit ihrem Spiel- und Lebensraum – Wald- und wollen diesen schützen und sauber halten. Die Kinder reagieren bei Verschmutzung und Beschädigung sehr empfindlich. Müll wird eingesammelt, so dass auch Tiere durch Scherben nicht verletzt werden.

Bewegung

Der Aufenthalt im Wald fordert die Kinder täglich aufs Neue in Bewegungsvielfalt, Körperbewusstsein und Strategieentwicklung.

Bewegung gehört im Wald dazu. Ohne sie kommt man nicht ans Ziel. Die verschiedenen Untergründe und Gegebenheiten helfen den Kindern sowohl ihre koordinativen Fähigkeiten zu verbessern als auch die Orientierung und die Differenzierung der Reaktion.

Ausdauer, Körperspannung und Kraft trainieren die Kindern in dem sie über Wurzeln balancieren, Stöcke transportieren und auf Bäume klettern.

Das Klettern auf Bäume ist unseren Waldkindern erlaubt. Allerdings nur so hoch, wie sie aus eigener Kraft klettern können. Sie lernen so ihren Körper und ihre Grenzen kennen. Durch Übung lernen sie diese zu erweitern.

Aktive Kinder benötigen auch Raum und Zeit für eine Pause. An – und Entspannung hilft dem Körper im Gleichgewicht zu bleiben. Die Kinder können in der Bücherecke , in Hängematten oder im Container ihrem Bedürfnis nach Ruhe nachgehen.

Gesundheit

„Kindern eine gesunde Entwicklung zu ermöglichen ist oberstes Ziel aller an Bildung und Erziehung beteiligten Akteure.“

(Naturraumpädagogik In Theorie und Praxis S.95)

Gesundheit ist das höchste Gut des Menschen. Wir vermitteln den Kindern ein Bewusstsein für die Verantwortlichkeit gegenüber dem eigenen Körper.

Die Kinder sind in der Natur den unterschiedlichen Witterungsverhältnissen ausgesetzt. Sie spüren Kälte und Wärme und müssen sich auf die verschiedenen Gegebenheiten einstellen. Ein Kind, das einen langen und kalten Winter gut durchgehalten hat und seine Bedürfnisse erkannt hat, weiß, dass es unangenehme Zeiten aushalten kann und sich Herausforderungen stellen kann. Gerade diese zumutbaren Grenzerfahrungen (Wetter oder die Herausforderung auf einen Baum zu klettern) sind es, die die Gesundheit stärken.

Die Kinder lernen ihre Kräfte einzuschätzen und einzuteilen. Sie erleben Erfolg aber auch mit Misserfolg umzugehen und können dadurch mit Belastungen besser umgehen.

Weiterhin haben die Kinder Entschleunigung und Abstand zum Alltagsstress. Das führt zu einer gesünderen Lebensweise. Wir geben den Kindern die benötigte Zeit, die sie brauchen um Erfahrungen zu machen, etwas zu erleben oder zu begreifen. Die natürlichen Reize und die Ruhe im Wald unterstützen die psychische Gesundheit. Die Kinder lernen ihre eigenen Bedürfnisse kennen und selbstwirksam darauf zu reagieren (Frieren im Winter → Jacke anziehen).

Die Bewegung, der die Kinder täglich an der frischen Luft ausgesetzt sind trägt zur Stärkung des Immunsystems und der Muskulatur bei.

Hygiene im Wald

Der Waldkindergarten unterliegt wie alle Kindertageseinrichtungen dem Infektionsschutzgesetz(IfSG) und damit der infektionshygienischen Überwachung durch das Gesundheitsamt. Im Waldkindergarten gelten grundsätzlich die gleichen Hygieneanforderungen wie in Regeleinrichtungen. Viele Bereiche sind jedoch neu zu bewerten oder kommen gar nicht vor.

Der Hygieneplan weist auf mögliche Gefahren hin und beschreibt vorbeugende Maßnahmen, gibt Standards zur Ausstattung vor, hält einen Reinigungs – und Desinfektionsplan vor, gibt Auskunft über die Verfahrensanweisung bei Krankheiten, formuliert Regelungen zum Hygienemanagement und hält einen Notfallplan vor.

In folgendem Dokument finden Sie eine Übersicht der Hygieneregelungen und -maßnahmen.